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Abb.1 Kleiner
Paillettenfächer, um 1805, Frankreich?

Abb. 3 Nachahmung
des Empire-Stils, um 1880, Österreich ?
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Pailletten-Fächer
Europäische
Fächermacher richteten sich immer nach Mode und "Zeitgeist".
Das betrifft sowohl das Fächer-Motiv, als auch Grösse, Material
und Verzierungen. An sehr frühen Fächern (ca. 1620, siehe
E.Tayler/A. Hart, Biblio. Nr 2) wurde Stroh als eigenständige Dekoration
appliziert. Später wurden Strohspäne als dekorativer "Akzent"
auf Blatt oder Stäbe fixiert. Auf Französisch heisst Stroh
"paille", daher sind "paillettes" nichts anderes
als kleine Strohstückchen. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
wurden damit auch schon kleine, dünne Metallscheiben oder -plättchen,
die an Fächer angenäht wurden, bezeichnet. Ludwig XVI.- Fächer
zieren diese Pailletten als Einfassung der Medaillons, oder als Randornamente
des gesamten Fächerblattes. Sprachlich wird Stroh und Pailletten
jedoch auswechselnd gebraucht, wie Monsieur Peltier in seinem Buch "Paris"
von 1799 schreibt (zitiert in Blondel. 1875, Biblio Nr. 85): Man trug
Stroh-Hüte, Stroh-Bänder, selbst Stroh-Fächer. Aber das
modische Spottgedicht bezieht sich klar auf "Pailletten" im
heutigen Sprachgebrauch "Paillette auf Mützen und Käppchen.
Pailletten auf Korsettchen..." und es endet "... man sieht
nichts ohne Paillette". Es ist interessant zu erwähnen, dass
das englische Wort "sequins" für (runde) Pailletten einen
anderen Ursprung hat: Eine Italienerin (Venezianerin?) des Cinquecento
(16. Jahrhundert) liess sich die wertlos gewordenen kleinen Münzen,
"zecchini" als Dekoration auf ihr Kleid nähen. "Sequin"
war ursprünglich das englische Wort für Zechine, und wurde
dann im übertragenen Sinne für runde Metallplättchen
verwendet. Andersförmige Pailletten heissen jedoch "spangles".
Das Empire
sieht den, nach der französischen Revolution einfacher, nun auch
wesentlich kleiner gewordenen Fächer ornamental verziert passend
zur gräzisierenden Mode (dünne, fallende Stoffe mit hoher
Taille unter dem Busen gebunden). Das Fächerblatt bestand meist
aus Seide, Tüll oder (Metall) Gitterstoff, und war mit Pailletten
verschiedener Formen in Floralmustern oder geometrischen Mustern bestickt
(siehe Abb. 1).
Das "Zweite
Empire" (1852-1870) nimmt auch wieder die Mode des Empire auf,
wie etwa Lorbeerzweige und geometrische Geradlinigkeit (Abb. 3). Ein
schönes Beispiel ist auch Abb. 2, das eine Radierung von Pomel
als Mittelmedaillon, umrandet und verziert von Pailletten, hat.
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Abb. 2 "Zweites
Empire" Fächer, um 1860(?), Frankreich?

Abb. 4 Empire
um 1810 oder Pastiche-Empire um 1900?, Frankreich ?
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